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Beziehungen über alle Ecken

Wer von Abgründen und Höhepunkten zwischenmenschlicher Beziehungen auch nach Weihnachten noch nicht genug hat, wird bei diesen Tipps fündig. Von Liebesgeschichten über Freundschaften bis hin zu Ehekrisen ist alles dabei. Heisse Schokolade, eine Kuscheldecke und Weiterlesen ist angesagt

Liebe oder Freundschaft

von Selina Meier

Der Roman «Ein dänischer Winter» von Sanne Jellings, erzählt zum einen von der Schriftstellerin Karen Blixen (1885-1962), welche durch ihren Film «Jenseits von Afrika» bekannt wurde. Blixen war langjährige Besitzerin einer Kaffeefarm in Kenia. Aufgrund einer Erkrankung ihrer Mutter, musste sie nach Dänemark zurückkehren. 

«Träume sind schöpferisch. Sie können Dinge verändern.»

aus «Ein Dänischer Winter»

Zum anderen handelt der Roman von Wilhelminna. Sie verliert zu ihren Job. Per Zufall trifft sie kurz danach Bess Westenholz, Karens Schwester. Diese hat sie wenige Wochen zuvor im dänischen Frauenverein kennengelernt. Bess bietet Minna einen Job als Dienstmädchen bei ihrer Mutter an. So treffen die beiden Geschichten aufeinander. Auch wenn Minna eigentlich für Karens Familie arbeitet, entwickeln die beiden Frauen eine freundschaftliche Beziehung. So kommt es, dass Karen sie mit auf ihre Farm nehmen will und ihr dort einen Job als Lehrerin anbietet. Diesen will Minna nicht sofort annehmen, lieber bleibt sie in Dänemark. Ihr Herz hat sich einen Mann ausgesucht, weswegen ihr das Weggehen nicht leichtfällt. 

Wie es um Karens Familie und den Vorbereitungen auf das Weihnachtsfest steht, ist die Haupthandlung. Von grosser Wichtigkeit sind aber auch die kleineren Episoden über Minna und Karen. Das Buch nimmt den Leser mit auf eine wunderbare Reise durch das weihnachtliche Kopenhagen. Jellings Sprache hat dabei einen grossen Einfluss, ihre Worte zu lesen, ist einfach schön.

Liebesfaktor?
Drei von fünf Herzen.

Für welchen Weihnachtstyp?
Für alle, die nicht genug von Weihnachten kriegen können und nach dem Lesen ein mollig warmes, freies und weihnachtliches Gefühl lieben.







Sanne Jellings: «Ein dänischer Winter»
Kindler, 160 Seiten

Liebe und Leidenschaft

von Anna Püntener

 „Kein Mensch weiss, warum ich so gut gelaunt bin, niemand ahnt, dass dieser frohgemute Mensch, eigentlich bloss ein verkappter Alien ist, der unter den Erdlingen herumstolpert.“

aus «Fünf Lieben Lang»

Wer Kitsch und Leidenschaft mag, wird auch «Fünf Lieben lang» von André Aciman mögen. Der Roman nimmt einen mit auf eine Reise durch das Leben von Paul, nach Italien im Sommer und New York im Frühling und durch fünf Lieben. Paul liebt bedingungslos und intensiv, mit zwölf genauso wie mit vierzig. Die Beschreibung dieser Lieben kann auch mal in Kitsch kippen. Macht nichts, denn der Roman sorgt dafür, dass der Kitsch mit einer Portion Wehmut und Herzschmerz vermischt wird und nimmt so nicht überhand.

Die Liebesgeschichten muten bisweilen wie melancholische, moderne Märchen an. Paul liebt Frauen und Männer gleichermassen, mit fast spielerischer Beiläufigkeit wird dabei Heteronormativität überwunden. Einziger Wermutstropfen bleibt die ungewollte Komik der Sexszenen, von denen es einige hat. Trotzdem lohnt sich «Fünf Lieben lang» als Lektüre, um dem Alltag ein bisschen zu entkommen und einfach mal wieder eine (oder eben noch besser fünf) Liebesgeschichten zu geniessen.

Liebesfaktor
Fünf von fünf Herzen.

Für welchen Weihnachtstyp?
Für alle, die an Weihnachten gerne mit dem Tee in der Hand gedankenverloren aus dem Fenster blicken und über die Liebe sinnieren.







André Aciman: «Fünf Lieben lang»
aus dem amerikanischen Englisch von Christiane Buchner, dtv, 352 Seiten

Liebe und Satire

von Elsa Käser

Bitterböse zeichnet Phillip Tinglers neuster Roman «Rate, wer zum Essen bleibt» fünf Tage im Leben des gut situierten Ehepaares Franziska und Felix nach. Ein Abendessen mit dem Dekan und seiner Frau soll Franziskas versandende Karriere aus der Versenkung holen. Das verstockte Essen wird durch den plötzlichen Besuch einer alten Studienfreundin von Felix nur noch absurder und Franziska sieht ihre Zukunft in Gefahr.

»Wichtiger Abend heute, huh? Wie fühlst du dich?«
»Ganz okay. Seltsam okay.«
»Möchtest du darüber reden?«
»Gott, nein.«
»Danke.«

aus «Rate, Wer zum Essen bleibt»

Genüsslich lässt Tingler am Esstisch die Figuren ihre ach so intellektuellen und scheinbar tiefschürfenden Gespräche führen. So hält er der urbanen Elite nicht nur ihren Egoismus sondern auch ihre nichtfunktionierenden Beziehungen vor. Zwischen Botoxkuren, entrückten Weltverbesserungstheorien und Yogastunden verlieren alle ein bisschen den Verstand. Gut, ist man wenigstens von sich selbst überzeugt. Wenn dann auch diese Fassade bröckelt, hält man sich am besten im Hipster-Look an seinem fairen Kaffee fest und macht den Partner für sein tragisches Schicksal verantwortlich.  

Liebesfaktor?
Null von fünf Herzen.

Für welchen Weihnachtstyp?
Wem das Drama unter dem Weihnachtsbaum noch zu lau war, findet mit diesem Buch fetzige Stunden.







Philipp Tingler: «Rate, wer zum Essen bleibt»
Kein&Aber, 207 Seiten